Elli Nohr Pressemitteilung: Sensationelle Entdeckung in der Sprachentwicklung fda. Namhaften Wissenschaftlern ist es endlich gelungen, das „missing link“ in der Entwicklung der menschlichen Sprache vom tierischen Urlaut bis hin zur Sprache des modernen Menschen zu finden. Jahrzehnte lang bemühten sich die Forscher in den entlegensten Winkeln der Welt und bei zum Teil verborgen lebenden kleinen Völkern vergeblich, dem Bindeglied zwischen tierischen Lauten und menschlicher Äußerung auf die Spur zu kommen. Doch auch hier lag – wie so oft – die Lösung des Rätsels greifbar nahe. Vielleicht wurde sie deshalb so lange übersehen. In einem entlegenen Bergtal eines europäischen Gebirges wurden die Forscher endlich fündig. Zwar sind die Nachkommen eines wildes Bergstammes durchaus der menschlichen Sprache mächtig – sie besitzen ja schon Handy und Internet – untereinander aber benutzen sie noch immer die überlieferten Urlaute ihrer wilden Vorfahren. Zeuge davon wurde der Sprachforscher Prof. Dr. Dr. Erich Niemals von der Universität Klangbüdel, der seinen Urlaub in dem besagten Tal verbrachte. Niemals hatte seine Frau mit einem kleinen Gefäß losgeschickt um bei dem melkenden Bauern auf der Wiese ein wenig Milch für das morgendliche Müsli zu erbitten. Die Frau kam fassungslos zum Campingwagen zurück: der Bauern habe „ah, Muuh“ zu ihr gesagt und ihr dann ein wenig Milch gegeben. Niemals war sofort wie elektrisiert und nach dem Genuss des Müslis machte er sich sofort zu dem Bauern auf, um ihn zu befragen. Da er beide fand, das Tier mit seinem Produkt und den Bauern, der es sprachlich beschrieb, war es nunmehr leicht, die lautliche Klangreihe in der Sprache herzustellen. Vom „Muuh“ der Kuh als Urlaut über „Muoch“ zu „Mauch“, dann, mit etwas helleren Obertönen zu „Mioauch“ und endlich zu „Milch“ in der modernen Sprache, die aber hier bei dem Bauern nur wenig Bedeutung hatte. Er hatte einfach die im Tal heimische Bezeichnung für das Kuhprodukt genannt, die die Frau fälschlicherweise als „Muuh“, also als den tierischen Urlaut, verstanden hatte. Gleichwohl hatte dieses Missverständnis für die zündende Idee des Professors gesorgt. Dr. Dr. Niemals hat von seinem Aufenthalt zahlreiche Lautaufzeichnungen sowohl von der Kuh als auch von den Bauern des Tals mitgebracht, die er im Laufe der nächsten Jahre mit seinem Mitarbeiterstab weiter auswerten wird. Schon jetzt kann gesagt werden, dass seine bahnbrechende Erkenntnis einen Schwer- und Wendepunkt in der Wissenschaftsgeschichte darstellt. Auch das Tal wird von den Erkenntnissen profitieren: bekannte Reiseunternehmen haben bereits für jedermann taugliche Expeditionen dahin ausgeschrieben. Dafür wurden mit den Einwohnern bereits entsprechende Beherbergungsverträge vereinbart.
Autor: Elli Nohr
Macho Macho
Elli Nohr Macho Macho Er sieht umwerfend gut aus, ganz ohne Zweifel. Und so, wie er auftritt, weiß er das auch. Im Moment ist er allerdings überrascht. Ganz offensichtlich hat er nicht bemerkt, dass ich schon länger hier bin. Allerdings habe ich ihn auch nicht früher gesehen, er war wieder mal gut verborgen auf der Pirsch. Wir kennen uns schon länger. Anfänglich reagierte er auf meine Anwesenheit sehr zurückhaltend, manchmal sogar, indem er möglichst schnell verschwand. Dann ging ihm auf, dass ich ganz und gar hingerissen war von ihm und er deshalb Vorteile aus dieser meiner Schwäche ziehen konnte. Er ließ also mehr Nähe zu und fing an zu flirten, indem er mir kecke Blicke aus seinen kohlschwarzen Augen zuwarf und dabei ungeniert vor mir badete. Auch den von mir angebotenen Leckereien sprach er ungehemmt zu, wobei ihn keinerlei Bescheidenheit behinderte. So kamen wir uns langsam näher und manchmal schien er geradezu auf mich zu warten. Heute ist das allerdings anders. Ich bin schon seit den frühen Morgenstunden im Garten, habe gejätet und gejätet, Kompost gefahren und auf den Beeten verteilt und was der Arbeiten im Frühling sonst noch so sind. Selbstverständlich habe ich gesehen, dass ich mir, bevor ich wieder hinein gehe, noch eine große Schüssel voll Erdbeeren als Belohnung pflücken kann. Und nun dies! Zuerst raschelt es im Beet, dann kommt er heraus gehüpft, die schwarzen Federn glänzend, mit einer knallroten Erdbeere im gelben Schnabel. Dass er erschrocken ist, sehe ich daran, dass er knickst und kurz die Flügel spreizt, als dächte er an Flucht. Aber nun hat er mich erkannt und schluckt erst einmal genüsslich seine Beute. Dann zieht er alle Register. Der schönste Amselhahn aller Zeiten legt den Kopf schief, beäugt mich ausgiebig und ich schwöre, da ist so ein Grinsen um seinen Schnabel. Die schwarzen Augen, deren Tiefe durch den gelben Ring darum noch verstärkt wird, funkeln mich an. Er plustert die Federn und stelzt den Schwanz. „Tüddelidülio“ flötet er mit seiner süßesten Stimme, während sein Blick schon wieder begehrlich zum Erdbeerbeet geht. Und ich dachte, er mag mich! Dabei war es nicht Zuneigung, sondern Gefräßigkeit! Diese Erkenntnis lässt einen grimmigen Entschluss in mir reifen. „Oh nein“, sage ich laut und entschieden, „das sind MEINE Erdbeeren!“ Er sieht mich von oben bis unten an, duckt sich und mit einem missbilligenden und misstönenden „Tschink, tschink, tschink, tschink“ spreizt er die Flügel und fliegt davon. Ich habe verstanden: noch nie zuvor hat mich jemand derart deutlich „Blöde Kuh“ genannt.